Artikel der AKStmk
Bis zur maximalen Auslastung aller Betten wurden Patientinnen und Patienten am Höhepunkt der Corona-Pandemie im Krankenhaus behandelt. Ein Betriebsratsvorsitzender berichtet über Unsicherheit und Ängste, über Loyalität zum Dienstgeber und über Wünsche für die Zukunft.
Auf die erste Welle der Corona-Pandemie war das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz schlecht vorbereitet, erinnert sich Hans Jürgen Taschner. Der Betriebsratsvorsitzende vertritt 700 Beschäftigte, die in den Fachbereichen Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie arbeiten. Insgesamt gibt es knapp 240 Betten, neun davon auf der Intensivstation.
Wenig Schutz- und Hygienematerial
Die ersten Wochen der Pandemie waren geprägt durch den großen Mangel an Schutz- und Hygienematerial, sagt Taschner. Versprochene Lieferungen blieben aus, in der hauseigenen Apotheke in der Annenstraße wurde rasch eine Produktion von Desinfektionsmitteln aufgezogen. Die Stimmung der Beschäftigten war geprägt durch Unsicherheit und Ängste, weil das Wissen über das neue Virus fehlte.
Mehrarbeit und Dauerbelastung
Das Krankenhaus hat acht Intensivbetten für Covid-Patientinnen und Patienten reserviert gehabt. Zwei Normalstationen wurden aufgelöst und das Personal auf die Intensivstation verlegt. Zeitenweise kam aufgrund von Erkrankungen und Absonderungen von Beschäftigten zu Problemen, die Dienste zu besetzen. Taschner: „Es gab viel Mehrarbeit und es kam häufig zu sehr kurzfristigen Dienstplanäderungen.“ Wegen des Berufsethos und der „großen Loyalität zum Dienstgeber“ nahmen die Beschäftigten diese „Dauerbelastung über fast eineinhalb Jahre“ in Kauf.
80 Prozent Frauenanteil
Der Frauenanteil bei den Barmherzigen Brüdern liegt bei 80 Prozent, fast die Hälfte der Frauen arbeitet Teilzeit, viele haben betreuungspflichtige Kinder, sagt Taschner: „Wo es nur ging wurde auf Homeschooling oder Quarantäne nach Coronafällen Rücksicht genommen.“ Das wurde von den Beschäftigten honoriert. In einer Befragung vom heurigen Frühjahr wurde den Vorgesetzten ein gutes Feedback gegeben für die Rücksichtnahme auf familiäre Verpflichtungen.
Bessere Personalberechnung
Was könne man mitnehmen aus dieser Zeit? Taschner drängt darauf, die Personalberechnung anzupassen: „Es gibt zwei neue Flaschenhälse, die berücksichtigt werden müssen. Zum einen steigt der gesamte Aufwand durch die kurzen Aufenthalte, zum anderen nehmen demente Erkrankungen und damit der Pflegebedarf zu.“ Taschner macht sich für eine bundesweite einheitliche und transparente Regelung stark, denn derzeit wird die „von der Politik begrüßte Spitzenmedizin im Land auf Kosten der Beschäftigten“ aufrechterhalten.